Editorial: Auf Gott besinnen

11 Lasst euren Aufruhr und erkennt, dass ich allein Gott bin, hoch erhaben über alle Völker, geehrt in aller Welt. 12 Der allmächtige HERR ist mit uns, der Gott Jakobs ist für uns eine sichere Burg.

Die Erde bebt und das Wasser tritt über die Ufer. Auf der Welt gibt es Unruhe und Unsicherheit, es herrscht Krieg und Tod. Das ist der Hintergrund, vor dem Psalm 46 entstanden ist. Inmitten aller Zerstörungen und Unruhen hat der Psalmist erleben dürfen, dass Gott seine schützende Hand über sein Volk gehalten hat. Darum hat er keinen Klage-, sondern einen Jubelpsalm geschrieben

Der Höhepunkt dieses Psalms ist Vers 11. Hat der Psalmist bisher über Gott gesprochen, lässt er jetzt Gott selbst zu Wort kommen. Luther übersetzt den Anfang dieses Verses mit den bekannten Worten „Seid still …“

Man könnte das als Aufruf zu meditativer Achtsamkeit missverstehen. Das ist damit aber nicht gemeint. Man könnte diesen Vers auch so übersetzen: „Streckt eure Waffen, ergebt euch, und erkennt an, dass ich alleine das Sagen habe und dass ich die Macht bin, die über allen Mächten dieser Welt steht.“ Gott ruft die Völker dieser Welt zur Kapitulation auf.

„Lasst euren Aufruhr“ gilt aber auch seinem eigenen Volk. Sie sollen nicht in Aktivismus verfallen. Sie sollen nicht versuchen, den Sieg aus eigener Kraft zu erringen. Vielmehr sollen sie zur Ruhe kommen und sich erst einmal daran erinnern, mit wem sie es da in Wirklichkeit zu tun haben: Dem Gott, der sich immer wieder als vertrauenswürdig erwiesen hat. Durch die Geschichte des Volkes hindurch hat Gott sie immer wieder beschützt und gerettet. Angefangen bei Abraham, Isaak und Jakob, über Mose und Josua bis hin zu David und Salomo über das Exil hinaus.

Den größten Beweis seiner Liebe und Fürsorge zu uns hat Gott aber gezeigt, als er in Jesus Christus Mensch geworden ist und für uns ans Kreuz gegangen ist. Am Kreuz hat Gott paradoxerweise im Augenblick seiner scheinbaren Niederlage und Erniedrigung den Sieg für uns Menschen davongetragen, den Psalm 46 andeutet.

Diesen Psalm mit seiner Zuversicht auf Gottes Macht und Größe dürfen wir uns zu Herzen nehmen. In der Unruhe unserer Zeit dürfen wir Gott so auch zu uns sprechen lassen: Komm zur Ruhe und setze dein Vertrauen auf mich, deinen Gott.


Dieser Text erschien im Gemeindebrief für die Monate Juni / Juli / August 2021 der EFG Augustfehn.