Editorial: Lasst euch nicht erschrecken

Das erste mal bewusst mit dem Krieg konfrontiert wurde ich mit acht Jahren, mit dem Bürgerkrieg in Jugoslawien. Seit der Zeit hat die Welt viele Kriege kommen, gehen und teilweise auch bleiben sehen. Im Februar geschah aber etwas, was viele in Europa mittlerweile für unmöglich gehalten haben: Ein Land überfällt ohne Anlass und Grund ein anderes, um es zu erobern. Nach vielen Jahrzehnten ist der Krieg zurück in Europa. Mit dem Krieg kommt die Angst. Die Angst davor, wie es weitergeht, wie schlimm es noch wird. Zusammen mit Corona und der Klimakrise stellt sich für manche die Frage: Sind das Zeichen für die Endzeit? Zeichen dafür, dass Jesus bald wiederkommt?

Jesus selbst hat uns dazu etwas zu sagen, und was er uns zu sagen hat, finde ich wirklich bemerkenswert und gerade für unsere Situation sehr hilfreich:

Mt 24,6 Ihr werdet von Kriegen hören und Nachrichten über Kriege werden euch beunruhigen. Gebt Acht, lasst euch nicht erschrecken! Das muss geschehen. Es ist aber noch nicht das Ende.

Jesus gibt hier seinen Jüngern eine einerseits sehr bedrückende, andererseits auch beruhigende Botschaft mit: Leid, Krieg und Bedrohung sind etwas, mit dem wir in dieser Welt immer rechnen müssen. Für jeden, der so eine Situation erlebt, muss es sich wie eine persönliche Endzeit anfühlen. Wenn wir jetzt aber nach einer langen Friedenszeit wieder massiv mit Krieg konfrontiert werden, sagt das noch nichts darüber aus, ob die „Endzeit“ tatsächlich bereits angebrochen ist oder nicht.

Jesus gibt den Jüngern aber einen Auftrag mit und sagt ihnen, wie sie sich in der Zeit verhalten sollen, bis er wiederkommt: „44 Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.“ Damit meint er nicht: Dreht Däumchen und schaut ständig aus dem Fenster, ob er endlich kommt. Ich glaube Jesus meint genau das Gegenteil: „Macht euch keinen Kopf darum, wann ich kommen werde. Spekuliert darüber nicht. Ihr werdet es eh nicht erraten könnt.“

Ich glaube Jesus meint mit „Bereithalten:“ Lebt euer Leben als gute Gläubige und Nachfolger so, dass es am Ende keinen Unterschied für euch macht, ob ich heute oder in 1000 Jahren wiederkomme. Bringt den Menschen die gute Nachricht von Gottes Liebe, vergebt einander, helft einander, tröstet die Traurigen und ermutigt die Mutlosen. Dadurch machen wir uns und die Welt bereit für den Tag, an dem Jesus wiederkommt. Wann immer das sein wird.


Dieser Text erschien im Gemeindebrief für die Monate Juni – August 2022 der EFG Augustfehn.