Editorial: Eine Menschheit – eine Hoffnung

Die Jahreslosung in diesem Jahr, auf die ich im letzten Gemeindebrief eingegangen bin, bezieht sich auf einen Text aus dem Buch der Offenbarung. Die Offenbarung ist ein sehr herausforderndes Buch und vielleicht das Buch in der Bibel, das am Schwierigsten zu verstehen ist.
In der Offenbarung befinden sich zugleich Stellen und Passagen, die eine ganz besondere Schönheit und Tiefe beinhalten. Einer dieser Texte findet sich in Kapitel 7. Wir sehen dort eine Vision direkt aus dem Thronsaal Gottes:

Rev 7,9 Danach sah ich: eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und trugen Palmzweige in den Händen. 10 Sie riefen mit lauter Stimme: Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm.

Dieser Text beschreibt eine Zwischenszene in der großen Schau, die die Offenbarung wiedergibt. Diese Zwischenszene ist ein Ausblick der Hoffnung mitten in einer großen Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit. Und sie ist ein Vorgeschmack auf das, was am Ende der Geschichte Wirklichkeit werden darf.

Damit wir die Bedeutung dieser Szene verstehen können, müssen wir zurückschauen und zwar an den Anfang der Geschichte. In 1. Mose 11, 1-9 wird die berühmte Geschichte vom Turmbau zu Babel erzählt. Die Menschen werden überheblich und meinen, sie könnten einen Turm bauen, der bis zu Gott hinaufreicht. Gott bestraft diese Arroganz, in dem er die Menschheit in verschiedene Sprachgruppen aufspaltet. Vorher sprachen alle Menschen eine gemeinsame Sprache. Sprache und Kultur gehen Hand in Hand. Mit dem Turmbau zu Babel beginnt die Aufteilung der Menschheit in Völker, Nationen und Ethnien. Jedes Volk schaut zuerst auf die eigenen Interessen und Bedürfnisse. Und darauf folgen Streit, Misstrauen und Kriege, und das bis heute.

Die Vision der Offenbarung sieht, wie diese Spaltung und Aufteilung der Menschheit in einzelne Gruppen und Fraktionen durch den gemeinsamen Glauben an Jesus Christus überwunden wird. Am Ende der Geschichte wird es wieder eine gemeinsame, unzerbrochene Menschheit geben. Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit von Hautfarben und Sprachen wird nicht zu Problemen und Streit und Kriegen führen. Sie wird im Gegenteil zu einem bunten Gemälde vor den Augen Gottes und zu einem vielstimmigen und vielsprachigen Chor dankbarer Menschen.
Wir dürfen einen kleinen Beitrag zu dieser großartigen Zukunft leisten, wenn wir eine einladende und offene Gemeinde werden und bleiben und jeden Menschen auf die Hoffnung in Jesus aufmerksam machen.

-Karl