Editorial: Mit Liebe

Normalerweise beschäftigt man sich mit der neuen Jahreslosung immer um den Jahreswechsel herum und dann gerät sie schnell in Vergessenheit.

Ich mache es jetzt mal anders und schaue zurück auf die Jahreslosung für dieses Jahr.

Ich sitze im Büro am Tag nach der Wahl des neuen Präsidenten in den USA und während die deutsche Regierung live zerbricht. Ein kurzer, aber wahrscheinlich heftiger Wahlkampf steht uns in Deutschland bevor.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ entfaltet in diesem Zusammenhang eine ganz eigene Wirkung.

Machen wir uns nichts vor: Zu jedem Reizthema in den Medien wird es in unserer Gemeinde wahrscheinlich ein ganzes Spektrum an verschiedenen Meinungen und Positionen geben. Das ist zunächst mal ein Fakt, mit dem wir umgehen müssen. Und genau in dieser Situation greift das Wort von Paulus, das er an eine zerstrittene und parteiische Gemeinde schreibt.

In seinem Schreiben an eine zerstrittene Gemeinde betont er die Einheit in Christus: Er erinnert die Korinther daran, dass sie alle Teil des Leibes Christi sind. Er fordert sie auf, ihre geistliche Reife zu entwickeln und sich nicht von menschlicher Weisheit oder weltlicher Überheblichkeit leiten zu lassen, sondern von Gottes Weisheit, die sich in der Liebe offenbart. So wird die Liebe zur zentralen Tugend, die die Streitigkeiten überwinden und die Gemeinde vereinen kann, und genau das betont er abschließend in 1Kor 16,14: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Die entscheidende Frage, die wir uns also stellen müssen, ist nicht, ob wir unterschiedliche Meinungen und Positionen einnehmen dürfen auch in hoch umstrittenen Fragen, sondern wie wir miteinander umgehen, wo das der Fall ist.

Dafür ist Jesus Mensch geworden; dafür ist er ans Kreuz gegangen: Um alle Menschen durch sich mit Gott dem Vater und untereinander zu versöhnen.

Als Nachfolger von Jesus sollten wir diesem Beispiel folgen.

Ich weiß wie schnell es passieren kann, dass man gerade bei emotional aufgeladenen Themen in Zynismus, Sarkasmus und Provokationen fliehen kann. Wie man aus einer Enttäuschung oder Empörung heraus Bilder oder Sätze in sozialen Medien weiterleitet, die rein destruktiv oder erniedrigend sind.

Wir dürfen ausdrücken, was uns Angst macht, Sorgen bereitet, enttäuscht oder frustriert und da darf man auch mal kernig sein. Das sollten wir aushalten. Wir müssen da keine falsche Harmonie vorspielen.

Aber ich möchte euch ermutigen mal innezuhalten und darüber nachzudenken, wie man auf eine aufgeladene Situation reagiert und dabei Paulus nicht zu vergessen: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“


Dieses Editorial ist aus dem aktuellen Gemeindebrief. Du findest unsere aktuellsten Gemeindebriefe immer hier: https://www.efg-augustfehn.de/medien/gemeindebrief/